Eine gewaltfreie Fantasie-Geschichte für Kinder. Der 10-jährige Kai Hellsing lebt mit seinen Eltern in der Stadt, bis sie durch eine Erbschaft ein Bauernhaus in einem Dorf beziehen. Kai muss mit der Trennung von seinem besten Freund, einem Schulwechsel und einer völlig neuen Umgebung fertig werden. Dies fällt ihm überhaupt nicht leicht, darum flüchtet er sich immer öfter in einen, an das Haus angrenzenden Wald. Hier fühlt er sich wohl. Als er eines Tages gedankenverloren im Wald herumirrt, gelangt er auf wundersame Weise in das Elfenreich und trifft Serafina. Bis er aber ein Auserwählter der Elfen wird, verlangen die Regeln, dass es für ihn noch einige Rätsel zu lösen gibt.

 

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Blutsbrüder
Nach etwa eindreiviertel Stunden waren Kai und seine Eltern wieder zu Hause.
Das Erste was passierte war, dass Kai das Telefon ergriff und gleich bei Markus anrief, wie er es versprochen hatte.
„Hallo Markus, ich bin´s, Kai. Bin wieder zu Hause.“
„Das ist ja toll“, sagte Markus „pünktlich zu Ferienbeginn. Hey, dann können wir ja richtig was unternehmen“.
„Willst du heute Nachmittag nicht mal rüberkommen?“ fragte Kai, „ich muss dir ganz viel erzählen“.
„Klar komm ich, kann es kaum erwarten dich zu sehen und bin auch schon mächtig neugierig“.
„Na dann bis später“, beendete Kai das Telefonat.
Als Markus nachmittags kam, begrüßten sich die beiden Freunde, als hätten sie sich eine Ewigkeit nicht gesehen. Sie lachten und scherzten und in diesem Moment vergaß Kai alles Erlebte der vergangenen Tage und auch, dass er in naher Zukunft wegziehen würde. Als sie sich beruhigt hatten und inzwischen in Kais Zimmer waren, begann dieser seinem Freund alles zu berichten. Er erzählte vom Notar, von der Beerdigung und davon, dass er im Herbst wegziehen würde. Plötzlich war es ganz ruhig im Zimmer. Markus war anzumerken, wie er langsam begriff, dass sein bester Freund bald nicht mehr da ist. Auch für ihn war dieser Gedanke unvorstellbar. Er war einfach nur traurig.
Da fing Kai an ihn genauso zu trösten, wie der Vater es bei ihm gemacht hat, indem er Markus erzählte, wie schön es wird, wenn er ihn besucht und was sie dann alles anstellen und erleben können. Dies war nicht wirklich ein Trost für Markus, zu frisch war noch der Schock, den besten Freund zu verlieren. So nach und nach beruhigte er sich etwas und sagte, er müsse jetzt erst einmal nachdenken. So ging er nach Hause und versprach, am nächsten Tag wiederzukommen.
Gesagt, getan. Am nächsten Tag erschien Markus wieder bei Kai und sagte sehr bestimmt und voller Ernst:
“Kai, ich habe nachgedacht. Es lässt sich wohl nicht ändern, dass du wegziehst, doch vorher müssen wir Blutsbrüder werden. Denn den Bann des Blutes kann keiner brechen.“
Kai fragte: “Was soll das heißen, Blutsbrüder werden, wie stellst du dir das denn vor?“
„Ganz einfach“, antwortet Markus, „pass auf, ich steche mir mit einer Nadel in den Finger, bis ein Blutstropfen rauskommt und du stichst dir mit der Nadel in den Finger bis er blutet. Dann packen wir die Finger aufeinander und mischen unser Blut. Das sind Blutsbrüder.“
Zwar nicht unbedingt begeistert, aber angetan von dem Gedanken Blutsbruder mit Markus zu sein, holte Kai eine Nadel aus dem Nähkorb seiner Mutter und los ging es. Als Erster stach Markus zu.
„Autsch, ist gar nicht so einfach diese Blutsbrudersache“.
Aber dann biss er die Zähne zusammen und stach noch einmal zu. Nachdem er nun an seinem Finger herumdrückte, erschien wirklich ein kleiner Blutstropfen.
„So, nun bist du dran“ sagte er zu Kai und hielt ihm die Nadel hin.
Ein bisschen skeptisch guckte dieser schon, aber stach letztendlich auch zu, bis sich auch auf seinem Finger ein Blutstropfen bildete. Beide pressten nun die Finger aufeinander und schwörten, dass sie immer Freunde blieben. Nach dieser Prozedur ging es beiden besser, denn nun verband sie ja das Blut und diese Tatsache ließ sie den Gedanken an den Umzug leichter ertragen.
Kais Vater war zwischenzeitlich des Öfteren in Moosen im Haus und hatte den Ausbau von Kais Zimmer überwacht, der nun beendet war. Außerdem begann er schon Vorbereitungen für den bevorstehenden Umzug zu treffen, denn inzwischen waren ein paar Monate verstrichen und es war bereits Juli.  Die großen Ferien hatten begonnen und in seiner Schule hatte Kai sich schon verabschiedet. Nach den Ferien wird er bereits die neue Schule besuchen und der erste Schritt in Sachen Umzug war erfolgt. Seine Klassenkameraden und die Lehrer hatten Kai Auf Wiedersehen gesagt und sein Zeugnis, was er erhalten hatte, sprach dafür, dass er sich in dieser Schule sehr wohlfühlte und ein guter Schüler war. Was ihn nun erwartete blieb ungewiss.
© R.D.V. Heldt