„Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt.“ Diesen Ausspruch kennt fast jeder von Ihnen und ich habe ihn mir als Leitfaden für dieses Buch ausgesucht. Diese Episoden handeln von Beziehungen, die in Katastrophen enden können, oder auch nicht. Es sind Geschichten, die passieren können, aber nicht müssen. Entscheiden Sie selbst, ob sie möglich sein könnten, wenn Sie sie lesen. Manchmal sind sie nicht ganz jugendfrei, allerdings auf eine „nette“ Art. Meine Protagonisten erleben böse Überraschungen, peppen ihr Sexleben auf, werden enttäuscht, oder sind verliebt. Von allem ist etwas dabei. Ich wünsche mir, dass Sie viel Spaß mit diesem Buch haben und es Ihnen vielleicht hier und da mal ein Lächeln abringt.

 

https://www.amazon.de/Beziehungen-andere-Katastrophen-Episoden-Schmunzeln/dp/1535251158/ref=tmm_pap_swatch_0?_encoding=UTF8&qid=1523768669&sr=1-20

 

Der Traummann
Es war heiß, die Sonne brannte, aber Melissa wollte ihre schwer eroberte Liege nicht verlassen, um sich einen Sonnenschirm aus dem Verleih zu holen. Mühsam fächerte sie sich mit einer Zeitschrift etwas Kühlung zu, was aber wenig nutzte und die Schweißtropfen weiterhin im Gesicht und auf ihrem Dekolleté glitzerten. So extrem heiß hatte sie sich ihren Mallorcaurlaub nicht vorgestellt.
Plötzlich neigte sich ein Schatten über sie und als sie das Sonnenblinzeln eingestellt hatte, erkannte sie einen, sie anlächelnden, super gutaussehenden, muskulösen, gebräunten Mann, der einen Sonnenschirm in die dafür vorgesehene Halterung an ihrer Liege eingesteckt hatte.
Nun war sie nicht mehr von der Sonne, sondern von seinem Aussehen geblendet und starrte ihn wortlos an.
„Entschuldigung, wenn Sie der Schirm stört, nehme ich ihn auch wieder raus. Ich dachte nur, Sie könnten ihn gebrauchen.“
Gerade machte er Anstalten, den Schirm zu entfernen, als sich Melissas Starre löste und sie schnell rief:
„Nein, nein, ich, äh, ich wollte mir ja schon einen Schirm holen, hatte mich nur nicht getraut die Liege zu verlassen, weil sie dann garantiert weg gewesen wäre. Also, vielen Dank für den Schirm.“
„Haben Sie etwas dagegen, wenn ich meine Liege“ und dabei deutete er auf die, gleich rechts neben ihrer stehenden „ein wenig heranrücke? So hätten wir beide etwas von dem Schattenspender.“
Natürlich war Melissa einverstanden, denn sie genoss die Gesellschaft dieses Mannes. Seine kurzen schwarzen Haare glänzten im Sonnenlicht, als wäre er gerade aus dem Meer gekommen.
Er hatte seine Liege neben der ihren positioniert und sich bereits daraufgelegt, als er plötzlich wieder hochschnellte und sagte
„Ich bin unhöflich und habe mich nicht einmal vorgestellt. Ich heiße Sven und komme aus Flensburg.“
>Sven, aus Flensburg< dachte Melissa und erst jetzt fiel ihr auf, dass er ja ein akzentfreies Deutsch sprach. Die ganze Zeit hielt sie ihn für einen Spanier. Dass sich hinter dieser Adonisfigur und den tiefschwarzen Haaren ein Tourist verbarg, hätte sie nicht vermutet. Er war ein Urlauber, wie sie und kam aus Flensburg, also ganz aus der Nähe von Kiel, ihres Wohnortes.
>Wieso muss ich erst nach Spanien kommen, um solch einen Traummann zu treffen< sinnierte sie.
Dann unterbrach sie aber ihre Gedanken, streckte ihm ihre Hand entgegen und sagte:
Freut mich, ich heiße Melissa und komme aus Kiel.“
„Na, wenn das kein Zufall ist“, lachte er.
Mit einem Händeschütteln besiegelten sie ihre Bekanntschaft und beschlossen, das unpersönliche Sie zu lassen und sich zu duzen.
Ein weiterer Zufall war, dass beide im selben Hotel wohnten.
Nach schönen und unterhaltsamen Stunden trennten sie sich am Spätnachmittag, aber nicht, ohne sich zum Abendessen verabredet zu haben.
Melissa war ganz aufgeregt, denn in einer halben Stunde sah sie Sven wieder. Sie stand vor dem Badezimmerspiegel und begutachtete nochmals ihr Make-up, denn alles musste tadellos sein. Ihr langes blondes Haar glänzte und fiel weich über ihre fast nackten Schultern, denn sie trug ein rotes Top zu einer eng anliegenden schwarzen Kunstlederleggings. Die schwarzen High Heels betonten ihre schlanke Figur noch mehr.
Gerade wollte sie das Bad aufräumen und alle, noch herumliegenden Utensilien wieder verstauen, als es an der Tür klopfte.
Melissa öffnete und da stand er, mit dem betörendsten Lächeln, das man sich vorstellen konnte.
„Hey, du siehst fantastisch aus“, machte er ihr ein Kompliment.
Wieder starrte Melissa ihn nur an. Erst als er fragte, ob er hereinkommen könnte, sagte sie:
„Na klar, komm herein, ich bin gleich fertig, muss nur noch schnell Ordnung im Bad schaffen. Das dauert aber nur einen Moment.“
Melissa hantierte im Badezimmer und beugte sich gerade über das Waschbecken um die hier entstandenen Make-up-Spuren zu entfernen, als sie auf einmal seinen Atem in ihrem Nacken spürte, dem ein Kuss auf ihren Hals folgte. Wie elektrisiert drehte sie sich herum und da war es geschehen. Beide lagen sich in den Armen und küssten sich leidenschaftlich. Es war ein unbeschreibliches Gefühl. Ohne die Küsse zu beenden steuerten sie auf das Bett zu, ließen sich hier wie im Taumel fallen und beide wollten nur noch das Eine. Als Sven sein T-Shirt ausgezogen hatte, glitt Melissa mit den Händen über seinen muskulösen Rücken, während er ihr Top hochschob, den BH-Verschluss löste und ihre prallen Brüste küsste. Nach und nach entledigten sie sich ihrer gesamten Kleidung.
Diese Küsse, diese Zärtlichkeiten führten dazu, dass beide nur noch das Verlangen hatten, miteinander zu schlafen. Doch kurz bevor es zum Beischlaf kam unterbrach Sven diese Stimmung:
„Melissa, ich denke wir sollten es nicht überstürzen. Ich mag dich zu sehr um die Situation auszunutzen. Du sollst von mir nicht den Eindruck bekommen, dass ich es nur auf Sex abgesehen habe.“
>Wow, was war das denn?< dachte Melissa enttäuscht, war aber auch beeindruckt von seinen Worten. Dieses Verhalten bestätigte einmal mehr, was für ein toller Mann Sven war – und er hatte ja auch Recht, es blieb ihnen noch genügend Zeit sich besser kennenzulernen und den Sex in vollen Zügen zu genießen.
„Was hältst du aber davon, wenn wir uns das Essen aufs Zimmer bringen lassen und es uns so richtig gemütlich machen?“ fragte er nun.
Dieser Vorschlag gefiel Melissa, denn ausgehen wollte sie nicht mehr und so hatte sie ihren Sven ganz für sich allein. Darum antwortete sie:
„Das ist eine sehr gute Idee.“
Sven telefonierte mit dem Zimmerservice des Hotels und kurze Zeit später öffnete er, in einen weißen Bademantel gehüllt, dem Zimmerkellner die Tür.
Dieser schob einen Servierwagen herein und kredenzte ihnen das Abendessen auf einem kleinen runden Tisch, der sich im Zimmer befand.
Melissa, die ebenfalls mit einem Bademantel bekleidet war, hatte bereits auf einem der beiden Stühle Platz genommen und wartete nur noch auf Sven, der den Kellner noch mit einem großzügigen Trinkgeld bedachte.
Endlich saß er ihr gegenüber und sie stellte sich vor wie es wäre, jeden Tag das Abendessen mit diesem Mann einzunehmen.
Sie redeten wenig, doch sahen sich ständig lächelnd an.
Plötzlich nahm Sven ihre Hand, schaute ihr tief in die Augen und sagte:
„Melissa, du bist eine wunderbare Frau und“….
Was war nun los? Warum hörte Melissa ihn nicht mehr und was war das für ein Geräusch, das wie ein Klingeln klang?
Es war Melissas Wecker. Alles war nur ein Traum.
© R.D.V. Heldt