Viel zu lange haben sich Mäuserich Finn und Kobold Nepomuck schon nicht mehr gesehen. Doch es gibt da einen Plan!
Begleite die Mäuse und Kater Merlin auf ihrer aufregenden Reise über das Meer nach Norwegen und überrasche Nepomuck in seinem Kobolddorf. Erlebe ein wundervolles Sommerfest und aufregende Abenteuer mit den Freunden.
Als besonderes Bonbon gibt es diesmal Rezepte für landestypische Leckereien und zusätzlich ein paar tolle Ausflugstipps für Oslo.
Viel Spaß und gute Fahrt!
Mit Illustrationen von Andrea Horbach.

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Merlins Norwegenlehrstunde
Keiner weiß so genau, wie lange sie bereits unterwegs sind. Das Zeitgefühl ist weg. Hier und da kann man zwar mal ein Gebrabbel hören, aber durch die gleichmäßig ruckelnden Bewegungen des Busses sind alle wie im Dämmerschlaf. Eigentlich gut, denn bis jetzt wurde noch keiner von ihnen entdeckt - und auch, dass eventuell ein Geist im Bus ist, wird schnell vergessen. Und so soll es auch bleiben.
Irgendwann stoppt der Bus dann doch, und durch den Ruck wird Finn geweckt. „Pssst“, flüstert er. „Ich glaube, wir haben angehalten.“
Und plötzlich wird es laut. Wie es sich anhört, wird die Tür aufgerissen. Zumindest deutet Finn das quietschende Geräusch so. Und dann ruft der Junge auch schon: „Los, Schwesterchen! Raus mit dir! Schau, wie schön es hier ist! Lass uns etwas die Füße vertreten. Bald sind wir endlich da!“
Als im Bus nichts mehr zu hören ist, streckt Merlin sein Köpfchen raus und schaut, ob die Luft rein ist. Und das ist sie! Eine gute Gelegenheit, sich ebenfalls nach draußen zu schmuggeln, um etwas frische Luft zu schnappen.
Schnell wird in unmittelbarer Nähe ihres fahrbaren Untersatzes ein dicker Busch entdeckt, wo man sich super hinter verstecken kann.
„Merlin, bringst du bitte etwas Proviant mit raus? Vielleicht ist es keine schlechte Idee, wenn wir uns auch etwas stärken“, bettelt Susi.
„Jaja, was würdet ihr nur machen, wenn ich nicht da wäre?“, spaßt der Kater. Und als sie dann alle in der Runde sitzen, fragt Mäusekind Lukas: „Lieber Merlin, kannst du uns etwas über Norwegen erzählen? Nepomuck schwärmt immer von den schönen Wäldern und der Natur, und wie herrlich es ist, da mit seiner Familie zu leben.“
 „Oh ja, bitte, erzähl uns was“, betteln jetzt alle und schauen Merlin erwartungsvoll an.
Der Kater kratzt sich am Kopf, räuspert sich und fängt an zu berichten. „So viel weiß ich leider auch nicht, aber das eine oder andere habe ich schon aufgeschnappt. Meine Menschen schauen ja gerne abends Fernsehen, besonders Berichte über andere Länder, und da war auch was über Norwegen. Lasst mich mal überlegen, ob ich das noch zusammenbekomme.“
„Jetzt mach es nicht so spannend, Merlin. Fang endlich an!“
„Norwegen liegt in Nordeuropa, und man sagt, es ist das geheimnisvolle Land der Trolle, Kobolde und Elche. Das Land ist sehr gebirgig, auch an der Küste, und weltweit für seine außergewöhnlichen Landschaften und die vielen Fjorde bekannt. Und die Landeswährung ist die norwegische Krone.“
„Was sind Fjorde?“, will Fridolin wissen.
„Ein Fjord ist eine kleine oder große Meeresbucht. Im Grunde sieht er wie ein Fluss aus, der sich tief ins Land hineinzieht. Aber da das Wasser aus dem Meer kommt, ist es salzig. Die Ufer sind oft steil und felsig, und das Gewässer ist sehr tief. Deshalb fahren dort auch viele große Schiffe. Die Menschen machen gerne Kreuzfahrten nach Norwegen, um die schöne Natur, die vielfältige Tierwelt, große Wasserfälle und Städte kennenzulernen. Und natürlich um die vielen Fjorde zu sehen. Norwegen ist ein Königreich. Na, Mädels, das ist doch was für euch.“
„Oh ja“, jauchzt Emma. „Erzähl uns was darüber!“
„Typisch Mädchen“, mault Lukas, verstummt aber sofort, als er den bösen Blick seiner Mutter erhascht.
„Hmmm, ich weiß nur, dass das königliche Schloss in Oslo ist, der Monarch von Norwegen Harald heißt und seine Frau Sonja. Die königliche Familie ist in ihrem Land sehr beliebt.“
„Ich wäre auch gerne eine Königin“, schwärmt Luise.
„Aber deswegen sind wir nicht hier. Wir wollen doch zu Nepomuck! Was erzählt man dort über Kobolde?“, will Luis wissen. „Und da gibt es ja auch noch Trolle! Was sind das für Wesen?“
„Jetzt macht aber mal einen Punkt. Das kann Nepomuck euch dann alles selbst genau erklären. Ich bin ein Kater, zwar ein schlauer, aber nicht allwissend. Nur so viel: Trolle sind Riesen, die Erzählungen nach aus ganz alter Zeit stammen. Auch in Märchen kommen sie vor. Sie sollen in den tiefen Wäldern leben.“
„Hoffentlich fressen die keine Mäuse! Stellt euch mal vor, wir treffen auf einen.“
„Du schmeckst denen bestimmt, mein liebes Brüderchen. An dir ist ja richtig was dran“, stichelt Amanda.
„Um die Trolle würde ich mir keine Sorgen machen, aber in den Wäldern Norwegens leben viele Tiere, wie zum Beispiel Elche, Wölfe, Luchse, Braunbären, Füchse oder Rotwild. Und nicht zu vergessen die Gerfalken, Steinadler, Schneeeulen oder die Vielfraße. Das ist die größte Marderart der Welt. Auch gerne Bärenmarder oder Gierling genannt. Glaubt mir, die haben Mäuse zum Fressen gern.“
„Warum heißen die Vielfraße? Haben die immer Hunger?“, will Fridolin wissen. „Also so wie Luis?“
„Vielfraße haben die Angewohnheit, alles Essbare in ihr Versteck zu schleppen und Vorräte anzulegen. Und sie sind halt enorm gefräßig. Geht ihnen bitte aus dem Weg. Ihr Gebiss ist so kräftig, dass sie auch ohne Probleme größere Tiere packen und überwältigen können. Auch für mich wäre es sehr gefährlich, wenn ich von so einem Tier überrascht würde. Eine Begegnung mit einem Vielfraß kann auch für Menschen kritisch werden. Er beißt nämlich nicht ins Bein oder in die Schulter, wie viele andere Tiere es tun. Er springt ihnen direkt an die Kehle und beißt in den Hals. Wie das endet, könnt ihr euch sicherlich vorstellen. Und mit einer Eule habt ihr ja selbst schon Bekanntschaft gemacht. Erinnert ihr euch noch an Eulalie, die zweite. Da habt ihr Glück gehabt, dass es so gut ausgegangen ist! Also seid bitte vorsichtig, falls einer von euch vorwitzigen Nagern das Bedürfnis verspürt, allein in den Wald zu laufen. Erwachsene Mäuse eingeschlossen.“
„Ach egal, wir passen einfach alle aufeinander auf, so wie gute Freunde das tun. Und Nepomucks Familie ist ja auch noch da. Was soll da schon passieren? Mach dir keine Sorgen.“
„Jetzt ist aber genug erzählt“, ermahnt der Kater. „Schaut doch, die Menschen wollen wieder aufbrechen. Also alle schnell auf meinen Rücken und husch husch zurück ins Versteck. Und das mucksmäuschenstill, nicht dass ihr doch noch entdeckt werdet!“
© Kummer/Erdiç