Aus dem Leben eines MS-lers.

Völlig real und ungeschminkt nimmt die Autorin Sie mit in ihr MS-Leben. Erleben Sie Dinge, die sie am eigenen Leib erlebt hat. Wenn man nicht gesund ist, stellen sich oft Probleme in den Weg, die nicht immer einfach zu lösen sind. Verpackt mit etwas Ironie und Zynismus, denn damit lässt sich vieles leichter ertragen.

Und dann gibt es da auch noch die Krankenhäuser, Ärzte, Ämter, Therapeuten und ..., die einem das Leben zusätzlich schwer machen.

Ferner gibt es ein paar Hintergrundinformationen zum Thema MS. Da dies aber kein Fachbuch oder Ratgeber über die Krankheit MS (Multiple Sklerose) ist, sondern die Erlebnisse der Autorin beinhaltet, halten sich diese dezent im Hintergrund.

Ein Buch, das Mut machen soll und zeigt, dass das Leben trotz einer unheilbaren Krankheit Spaß machen kann und lebenswert ist.

 

https://www.karinaverlag.at/p/mein-leben-mit-ms-teil-2/

 

JUCHU – ein neues Bett

Da lässt man sich ein neues Bett verordnen. Ordnungsgemäß schickt man die Verordnung an das Sanitätshaus seines Vertrauens, damit dort alles geregelt wird. Sogar per E-Mail, damit alles schriftlich vorliegt. Am Telefon kann man ja bekanntlich schon mal etwas überhören. Ein wichtiger Inhalt der Mail ist, sich bitte zu melden, sowie die Krankenkasse grünes Licht gegeben hat, damit man dann einen Termin für die Lieferung vereinbaren kann.

In der Hoffnung alles richtig gemacht zu haben, hieß es nun Daumen drücken, damit alles so lief, wie man es sich vorstellte bzw. wünschte. Sollte dieses Bett einem doch das Leben erleichtern, da man es hoch- und runterfahren konnte, um einem somit den Ein- oder Ausstieg in das Bett zu erleichtern. Eine gute Erfindung, wenn wie bei mir die Beine sehr in Mitleidenschaft gezogen sind und nicht immer das machen, was sie sollen.

Ein paar Tage später klingelte es an der Tür. Da ich keinen Besuch erwartete, war ich überrascht. Voller Neugierde öffnete ich und ein mir bekanntes Gesicht stand davor – der nette Lieferant des Sanitätshauses, den ich schon aus der Vergangenheit kannte.

Mit großen Augen schaute ich ihn an: „Was machen Sie denn hier?“, war meine Frage.

Dieser schaute mich noch überraschter an, als ich ihn. „Ich bringe Ihnen das Bett. Das wissen Sie doch“, war seine Antwort.

Die Fragezeichen in meinen Augen werden größer. „Bett, ja, ähm … wusste gar nicht, dass die Kasse zugestimmt hat. Und wieso heute? Sie haben Glück, dass ich noch da bin.“

Völlig verwirrt zeigte mir der gute Herr seinen Lieferschein. Und tatsächlich, da stand schwarz auf weiß, Lieferung, heute, Bett, Britta Kummer.

Nun war guter Rat teuer. Ich wurde in zehn Minuten abgeholt, und dies war ein Termin, der sich nicht verschieben ließ, da er schon vor einigen Monaten gemacht wurde.

„Also hier ist aber wirklich etwas falsch gelaufen“, sagte ich zu ihm. „Sie müssen echt an Ihrer Kommunikation arbeiten.“

Schulterzuckend bekam ich zur Antwort: „Das sieht wohl so aus.“

Pflichtbewusst zeigte ich ihm die Mail, damit es hinterher nicht hieß, ich erzähle Märchen. Als er den Namen des Sachbearbeiters las, winkte er nur mit der Hand und kommentierte: „Das wundert mich jetzt nicht.“

Zwischen den Zeilen gelesen ist dieser Kollege wohl dafür bekannt, gerne mal etwas durcheinanderzubringen. Vielleicht sollte ich ihn mal anrufen und erklären, dass auch behinderte Menschen hin und wieder Termine haben und nicht, weil sie doch so krank sind, ihr gesamtes Leben in der Wohnung verbringen und immer zur Verfügung stehen. So nebenbei bemerkt, auch wir nehmen am realen Leben teil, so wie es eben der Gesundheitszustand zulässt.

Nun kam es so, dass mein lieber Lieferant das Bett wieder mitnahm. Irgendwie tat er mir richtig leid. So ein netter Kerl und nur weil der Mitarbeiter nicht richtig lesen konnte, war er vergebens da. Zu erwähnen ist, dass das Sanitätshaus nicht direkt um die Ecke ist. Es ist wirklich etwas Wahres daran, wer Lesen kann, ist im Vorteil.

Nichtsdestotrotz bekam ich dann im zweiten Anlauf mein Bett. Wieder geliefert von meinem vertrauten Herrn. Und das diesmal ohne Komplikationen. Leider konnte ich ihm nicht entlocken, ob er seinem Kollegen so richtig die Meinung gesagt hatte. Aber wenn ich das Lächeln auf seinem Gesicht, als ich gefragt habe, richtig deutete, gehe ich davon aus. Richtig so. Aber vielleicht rufe ich trotzdem noch mal an. Doppelt hält ja besser.

Nun stand endlich einem sicheren Ein- und Ausstieg ins Bett nichts mehr im Wege. Wieder mehr Lebensqualität. Was will man mehr?

 

© Britta Kummer