Wie fühlt sich eigentlich NORMAL an?
Nachdem mir bewusst geworden war, dass ich manisch depressiv bin, nahm ich den Kampf gegen die Depressionen, Panikattacken und Gefühlsloopings auf.
Sie erfahren, welche Lösungswege ich gefunden habe, um heute ein lebenswertes Leben führen zu können.
Dieses Buch ist für all diejenigen, die sich nicht davor scheuen, sich mit den Tabu-Themen der psychischen Krankheiten auseinanderzusetzen.

 

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Solange ich zurückdenken kann, habe ich mich immer irgendwie „komisch“ gefühlt. Na ja, wer weiß schon, wie sich „normal“ anfühlt?
Erst nachdem ich (im Alter von 40 Jahren) eine Psychologin um Rat fragte, erfuhr ich, dass mein ständiges „Sich-irgendwie-nicht-normal-fühlen“ eine Folge des ständigen Alleinseins in meiner Kindheit ist.
Bei meiner Psychologin redete ich wie ein Wasserfall, denn aus meinem Kopf wollten so viele Erinnerungen heraus und während der Therapie hatte ich die Möglichkeit, endlich alles auszusprechen und rauszulassen.
Meine Mutter gab mir die Warnung mit auf den Weg: „Wenn du schon zum Psychologen gehst, dann erzähle dort nicht so viel, das alles geht keinen was an.“
Das ignorierte ich, weil ich gesundheitlich, körperlich und psychisch total am Boden war. Irgendwie musste ich mir ja Hilfe holen
Eine Bekannte war entsetzt, als sie erfuhr, dass ich nicht mehr schweigen werde und nannte mich: „Nestbeschmutzer!!!“
Tja, sicher bin ich das … aber … ich fragte mich: „Hatten meine Eltern das Recht, mich als hilfloses Kind ständig spüren zu lassen, dass ich ein Störfaktor in ihrem Leben war, sodass ich vor lauter Alpträumen Angst davor hatte ins Bett zu gehen, dass ich Wahrnehmungsstörungen bekam, die es mir lange Zeit unmöglich machten, das Haus zu verlassen und dass ich seelische Höllenqualen durchleben musste?“
Warum sollte ich Stillschweigen bewahren und es zulassen, dass die Erinnerungen meine Seele auffressen?!
Was meine Eltern getan haben ist NUR moralisch verwerflich, rechtlich zur Verantwortung gezogen werden sie diesbezüglich nicht.
Ich hoffe, auch mit dieser Buchveröffentlichung etwas bewirken zu können, denn ich möchte darüber aufklären, was schon allein eine lieblose Kindheit anrichten kann. Ich möchte Eltern ihre große Verantwortung gegenüber ihren Kindern vor Augen führen und somit vielleicht bei einigen ein Umdenken erreichen.
Meine Mutter sagte öfter: „Sympathien kann man nicht in der Apotheke kaufen, die muss man sich hart erarbeiten.“
Theoretisch hatte sie es voll drauf, aber für die Umsetzung fehlten ihr Gefühle und Mutterliebe.
Der Partyknaller zu jeder Familienfeier war der Ausspruch meines Vaters: „Unsere Tochter ist nur entstanden, weil wir Langeweile hatten. Hoffentlich ist die bald erwachsen, zieht aus und wir können endlich unsere Zweisamkeit genießen und haben unsere Ruhe.“
Diese kaltherzige Einstellung bekam ich von Anfang an mit voller Wucht zu spüren.
Nachdem ich mich vor ein paar Jahren endlich traute meinen Eltern meine Meinung zu sagen, (ich könnte auch sagen, die Therapie zeigte die ersten Erfolge), brachen sie ohne große Diskussion umgehend den Kontakt zu mir ab. Eigentlich hatte ich nur geäußert, dass ich mir ihr oftmals entwürdigendes Verhalten nicht mehr länger gefallen lasse, denn ich dürfte wenigstens etwas Respekt von ihnen erwarten. (Unterdessen war ich 46 Jahre alt.)
Meine Mutter lachte mich lauthals aus und erwiderte: „Na, wenn du sonst keine anderen Probleme hast! So etwas haben wir nicht nötig“, und sie rauschten ab.
Bei der Aufarbeitung meiner Kindheit stieß ich auf ein Buch, bei dem mir bereits der Titel vermittelte, dass ich diesbezüglich nicht allein an ungelösten Problemen zu knabbern habe. („Warum Sie Ihre Eltern nicht erschießen sollten; 17 gute Gründe“ von Jacques Paradis)
Der Autor hat mir deutlich gemacht, dass meine Eltern ja eigentlich auch nicht daran schuld sind, dass sie so sind, wie sie sind, denn sie waren auch mal Kinder und ihren Eltern hilflos ausgesetzt. Aber gerade da müssten sie doch wissen, dass ein Kind ein liebevolles Zuhause braucht und es bei ihrem eigenen besser machen, oder? …
… Die Kaltherzigkeit und Ablehnung sorgten dafür, dass meine Gedanken verrücktspielten und meine Seele krank wurde.
Auch dass ich weder angeborenes noch anerzogenes Selbstvertrauen besaß, hatte Wahrnehmungsstörungen zur Folge. Angst-, Panikattacken und Depressionen, täglich mehrmalige Gefühlswechsel ohne ersichtlichen Grund von tief-traurig bis übermütig kamen schon bald dazu.
Im Alltag versuchte ich, mir nichts anmerken zu lassen, jedoch war das auf Dauer kaum möglich, außerdem kostete das viel Kraft. Ohne körperlich etwas zu tun, empfand ich es eher so, Schwerstarbeit geleistet zu haben. Sport soll gesund sein … tja, aber wie soll man sich bewegen, wenn man schon in der Ruhephase das Gefühl hat, einen zentnerschweren Sack mit sich rumzuschleppen?!
Während meiner ersten Therapie, die ich 2002 begann, lernte ich als erstes durchzuatmen und erfuhr, wie wichtig die richtige Atmung ist. Meine ständig wiederkehrende Bronchitis erklärte sich damit, dass ich immer nur flach und nie richtig durchgeatmet hatte. Ich war schon bald so erschöpft von der Aufarbeitung meiner Erlebnisse und dem Sortieren meiner Gedanken, dass ich sieben Monate die meiste Zeit des Tages auf der Couch verbrachte.
Irgendwann war mir das selbst zu viel und ich dachte: „Ich muss doch nun mal fertig sein mit faul rumliegen.“ Ich kam einfach nicht auf die Beine und zwang mich, wenigstens das Nötigste im Haushalt zu machen. Vormittags lag ich „faul“ rum, sammelte Kräfte, ließ meine Gedanken kreisen, überlegte mir, was ich unbedingt machen musste, damit das reale Leben nicht verlotterte. Und am späten Nachmittag holte ich Schwung, rang mich durch und machte der Reihe nach das Nötigste......
© Heidi Dahlsen